Presseartikel

Der letzte Atem der Welt (Die geschenkte Zeit)

Veranstaltungsbericht Blickwinkel, persönlicher Eindruck von Herrn Prof. Engel

Am 25. Februar fand in der Bremer Kunsthalle eine bemerkenswerte Veranstaltung statt, die aufgrund ihrer besonderen Thematik und einer beispiellosen Kombination von bildhafter Kunst und Musik die Zuhörer in ihren Bann zog und begeisterte.

Dass Behandlungen im ZKH Links der Weser die Grundlage für die geschenkte Zeit des Künsterlers Heinrich Olmes sind, war für viele der Zuhörer aus dem Umfeld des Krankenhauses sicherlich der äußere Anlass für den Besuch. Die Eindringlichkeit des Kunstwerks vermittelte einen tiefen Einblick in die existenzielle Bedrohung eines Menschen, der einem plötzlichen Herztod nur knapp entronnen ist und der durch Reanimation, Bypass-Peration und Implantation eines Defibrillators eine Art Wiedergeburt erlebt und das Leben als geschenkte Zeit begreifen lernt.


Der 1939 geborene Künstler Heinrich Olmes, durch zahlreiche Ausstellungen in vielen Ländern Europas und Nordamerikas bekannt, hat noch auf dem Krankenbett seine Lebens- und Krankheitsgeschichte skizziert und nach seiner Genesung zu Ölgemälden umgearbeitet. In einem 40-teiligen Bilderzyklus führt er in 7 Teilen vom "Beginn des Lebens" bis zum Finale ("Alles bewegt sich zum Licht - in die andere Ebene zur Erlösung") und lässt den Zuschauer an seinen Gefühlen, seiner Verzweiflung, seinem Hoffen und seiner Verarbeitung teilhaben.


Die letzte Lebensinsel

Die im Original im Eingangsbereich ausgestellten Bilder wurden als Zyklus mit knappen Text-Erklärungen an die Leinwand projiziert, das Ganze begleitet von Synthesizermusik (vom Band), die in höchst eindrucksvoller Weise "live" durch den Komponisten Nikolaus König mit der Bratsche ergänzt wurde. Die Initiative zu dieser Veranstaltung, die auch eine klare Würdikgung der ärztlichen und pflegerischen Leistungen unseres Krankenhauses enthält, ist Schwester Edeltraud Harder zu verdanken, die die beiden Künstler in einer kurzen Begrüßung vorstellte und die am Ender der knapp zweistündigen Veranstaltung, nach lang anhaltendem Schlussapplaus, Wiederbeginn einer Zeit Worte des Dankes und der Anerkennung an die Künstler richtete.


Der neue Olmes ist ganz anders


Heinrich Olmes, Emlichheimer Künstler, scheint wieder ganz so zu sein, wie er immer war. Diesen Eindruck gewinnt, wer sich in diesen Tagen mit dem rastlosen Verfechter von Frieden, Menschenwürde und lastenfreier Umwelt unterhält. Doch dieser Eindruck trifft nur teilweise zu. Klar, er scheint nach heftiger gesundheitlicher Attacke wieder fit, und umtriebig wie er nun mal ist, erzählt er von geplanten Ausstellungen, Aktionen, von der Absicht, Kunst demnächst ganz anders zeigen zu wollen als die Norm.


Mensch und Tier

Viele Kontakte zu anderen Künstern hat er geknüpft, Großes ist in Vorbereitung. Und neben diesen intensiven Vorbereitungen hat er - natürlich - gemalt. Anders als sonst. Nicht mehr in der abstrakten Art, mit deutlichem Hang zu Surrealismus. Zwar sind seine Bilder noch immer eine "visuelle Hommage an die Schöpfung", aber sie sind anders, ganz anders. Olmes neue Werke, die in seinem Künstlerlokal im Emlichheimer Gewerbegebiet zu sehen sind, zeigen Bekanntes. Sie zeigen Grafschafter Heimat, sie zeigen Stimmung im Land von Dinkel und Vechte. Es sind pseudogegenständliche Werke mit deutlichem regionalen Bezug, von Olmes farblich wie auch szenisch perfekt interpretiert.


Für diese Entwicklung, "Zeitmoderne" charakterisiert er diese Stilrichtung, hat er Jahrzehnte gebraucht. Nun hat er sie zur Perfektion gebracht. Und zeigt sie, gerne, seinen Gästen, inmitten seines Restaurants im Kunstpark Olmes. Natürlch nicht, ohne darauf hinzuweisen, dass sich auch im Park Veränderungen ergeben. Mit Frank-Jürgen Goor aus Nordhorn und Rosa Saalbrink sind dort Bildhauer am Werk, die dem Park neue Facetten geben. Der neue Olmes ist also ganz der Alte, nur seine Werke sind "ganz anders".